Mit dem Youtube-Video Portrait of Lotte – 0 to 14 years in 4 min erreicht Regisseur Frans Hofmeester 14,5 Millionen Aufrufe innerhalb eines Monats. Im Oscar-Film Boyhood arbeitet auch Regisseur Richard Linklater mit dieser Grundidee: Er begleitet den 6-jährigen Jungen Mason und seine Familie über 12 Jahre!
Im Gegensatz zum vierminütigen Youtube-Clip Portrait of Lotte, nimmt sich Linklater knapp drei Stunden Zeit, um den Lebensweg des jungen Mason zu skizzieren. Das Besondere? Die Figuren werden durchgehend von den gleichen Schauspielern gemimt.
Das führt dazu, dass man sich auf jeden neuen Zeitsprung im Film freut. Denn dadurch lassen sich die vielen Veränderungen beim Aussehen und Verhalten des Hauptdarstellers Mason ausmachen: Das fängt beim Haarschnitt an und geht weiter bis in die veränderten Beziehungsstruktur der Familie hinein. Die physische und psychische Entwicklung von Mason zusammengepresst auf drei Stunden Filmzeit macht den Film so einzigartig und besonders.
Geniales Filmkonzept – doch die Spannung fehlt!
Im Film hakt Mason die typischen Stationen eines Heranwachsenden ab: Erste Freundin, erster Alkohol-Exzess, erster Nebenjob, erster Schulabschluss, erstes Auto.Viel Potenzial für Drama – doch dem Film fehlt jegliche Ambition die Knackpunkte in Masons Leben mit Spannung zu füllen. Im Ruhe-Modus kleckert Boyhood drei Stunden vor sich hin. Man fühlt sich wie ein Gast in einer fremden Familie, die einem ihr schnarchiges Familienfotoalbum aufzwingen.
Die einzigen Ausreißer liefert die allein-erziehende Mutter Olivia. Sie gerät immer wieder an die falschen Männer, welche sich ebenso in Masons Leben einmischen. Bestes Beispiel ist der erste Stiefvater von Mason: Ein Universitätsprofessor, der im mittäglichen Alkohol-Rausch, erst Masons Mutter und dann das Essenservice zerkloppt. So intensiv und erschreckend die Sequenz, so einmalig ist sie.
Fazit:
Boyhood bricht mit typischen Erzählkonventionen und liefert dem Zuschauer ein bisher nie dagewesenes Filmkonzept: Das Heranwachen eines kleinen Kindes! Vom ersten Schultag bis zur College-Einschreibung. Ein Werdegang mit Erlebnissen, die uns nicht selten an die eigenen Erfahrungen in der Vergangenheit zurück erinnern lassen. Jedoch bleiben die dramaturgischen Glanzlichter auf wenige Momente reduziert, weshalb ein Großteil des knapp dreistündigen Films zur banalen Familienalbum-Diashow mutiert.
Bewertung: 6 von 10 Bomben